Dienstag, 10. Juni 2008

Im Rahmen des Länderseminars...

Unter diese Titel verbirgt sich das einwöchige Seminar, welches nach nun 9 Monaten in Israel eine Auseinandersetzung mit verschiedensten politischen sowie gesselschaftlichen Themen ermöglicht. Da ich ja die meiste Zeit im Landesbüro arbeite und hier auch das Seminar stattfindet, sehe ich wie viel Aufwand die Organisation verursacht.
Wir werden im Laufe der nächsten Woche (13. – 19. Juni) viele interessante Leute treffen; die einzige Bierbrauerei in der Westbank besuchen; mit Abgeordneten der Knesset sprechen; den Film „Haffner´s Paradies“ sehen; organisieren eine Podiumsdiskussion und werden zum krönenden Abschluss noch vom Botschafter in seiner Residenz empfangen. Also viel mehr geht nicht! Nachfolgend mach ich eine Liste über alle Leute die wir treffen. Wer möchte kann sich hier [vorab] informieren.


Jacob Edery (Knessetabgeordneter; Minister)


Amira Dotan (Knessetabgeordnete; Generalin a.D.)


Gabriel Bach (stellvertretender Ankläger im Eichmannprozess)


Yehuda Bacon (Auschwitzüberlebender; israelischer Künstler)


Israel Löwenstein (Auschwitzüberlebender; Eltern und Großmutter während der NS-Zeit depotiert und ermordet)


Ester Golan (Kindertransport; Eltern während der NS-Zeit deportiert und ermordet)


Halina Birenbaum (Auschwitzüberlebender; Eltern während der NS-Zeit deportiert und ermordet)


Shimon Stein (2001-2007 Botschafter Israels in Deutschland)


Dr. Dr. h.c. Harald Kindermann (Deutscher Botschafter in Israel)


Binyamin Aklom (äthiopischer Jude; Integrationsproblematik)


Bei den einzelnen Veranstaltungen kommen sicher immer noch andere Leute hinzu. Gerade in der Knesset ist noch nicht klar welcher der Abgeordneten wirklich Zeit für uns hat. Da in Israel ja alles immer etwas spontaner ist, hoffe ich mal das alles so wird wie wir das geplant haben. Ich schaue sehr gespannt auf die kommende Woche.


Euer André

Sonntag, 1. Juni 2008

Vergleiche...

Wann ist man in einem fernen Land eigentlich wirklich angekommen? Einige sagen wenn man neue Bekannte zufällig in Stadt wieder trifft, was natürlich sehr von der Größe der jeweiligen Stadt abhängt. In Jerusalem hat das bei mir ungefähr 3 Wochen gedauert. Andere meinen man müsse dafür die Landessprache einigermaßen beherrschen, was einem durch Sprachkurs und offene Mitmenschen erleichtert wird.
Für mich war es der Moment an dem ich nicht mehr verglichen habe; Verhaltensmuster, Aussehen oder einfach wie man Sachen hier bewältigt. In dem Moment wo ich nicht mehr dachte 'Also in Deutschland hätten wir das anders gemacht!'; da war ich angekommen. Allerdings bringt das ein Problem mit sich, denn einem gehen die Themen aus. Ich sehe die interessanten Dinge einfach nicht mehr. Darum mache ich jetzt eine neue Kategorie auf in der ich mich immer einer spezifischen Sache annehme und sie Vergleiche. Wenn jemand gerne mal wissen möchte wie man so etwas eigentlich in Israel oder Palästina macht, dann scheut euch nicht und fragt. Ich fange heute mit „Die Benutzung der Hupe im Straßenverkehr...“ an.

Viel Spass! Euer André

Die Benutzung der Hupe im Straßenverkehr...

Wenn ich in Dresden durch die Stadt gehe und es hupt ein Auto. Was mache ich da? Ich versuche unter Einsatz von Hals und Hüfte meine Sehorgane (evtl. mit Sehhilfe) Richtung Geräuschequelle auszurichten. Nicht so in Israel! Die aktive Benutzung der Hupe stellt hier einen elementaren Bestandteil des Straßenverkehrs dar. Vielmehr noch hat man den Eindruck es werden Botschaften auf Basis von Länge und Intensität des Hupens ausgetauscht. Man stumpft dem eigentlichen Gefahrensignal gegenüber ab und ändert an seinem momentan Verhalten nichts.
Auch das „Präventiv Hupen“ ist gerade in Jerusalem stark verbreitet. Hält man mit seinem Auto zum Beispiel den dritten Platz vor einer roten Ampel inne, so hupt man bevor es Grün wird. So möchte der Kenner der Ampelschaltung, die Anderen an seiner Kompetenz teilhaben lassen. Schließlich kennt nicht jeder die Schaltzeiten auswendig. Manchmal kommt es zu vereinzeltem Fehlhupen, weil sich die Ampelschaltung geändert hat. Es wird in solchen Situationen öfters gehupt um das Aufmerksamkeitspotential aufrecht zu erhalten. Dabei muss man klar sagen, dass sich Israelis und Araber in der Beziehung nicht unterscheiden.
Einmal sah ich wie ein Fahrlehrer seiner neuen Schülerin eine Einweisung im Fahrschulauto gab. Noch bevor er auf Gas oder Gangschaltung zeigte, sollte sie die Hupe testen.